Aktuell klettern die Wassertemperaturen in vielen Regionen nach oben und die Natur entwickelt sich Woche für Woche ein kleines Stück weiter. Die Gesänge der Vögel und die bereits sichtbaren bunten Punkte der Weidenkätzchen in der Natur kündigen wärmere Tage an. Das Frühjahr ist für mich persönlich die schönste Zeit zum angeln und kann die ein oder andere dicke Überraschung parat halten. Viele gute Angler wissen nun was die Stunde geschlagen hat und die Camps rund um die Flachwasserzonen der Gewässer werden von Woche zu Woche mehr.
Auch ich versuchte im letzten Jahr akribisch mein Frühjahrsziel zu erreichen und versteifte mich auf die Jagd nach einem großen Fisch. Ich verbrachte viele Nächte am Gewässer meiner Wahl, nutzte jede freie Minute um am Wasser zu sein und war teilweise schon verbissen darin, einen besonderen Fisch zu überlisten. Oft wurde ich zwar für den Aufwand belohnt, aber zufrieden war ich mit dem Ergebnis nicht wirklich. Nach ein paar Wochen reflektierte ich mich selbst und stellte schnell fest, dass meine eigentlichen Werte in unserem so wunderbaren Hobby in den Hintergrund gerückt waren und ich mich auf den Faktor Gewicht versteifte. Ich ließ die gezielte Jagd nach einem großen Frühjahrskarpfen hinter mir und verabredete mich mit einem guten Freund zu einem Social. Schon bei der Ankunft machten wir uns keinen Stress und genossen die Zeit am Wasser. Sofort habe ich gemerkt, was mir in den letzten Wochen gefehlt hat. Nicht die Jagd nach genau diesem einen Fisch, sondern die Zeit am Wasser machte mich glücklich. Ohne Druck legte ich an einem milden Morgen meine Rute abseits eines klein angelegten Futterplatzes und freute mich auf dem Rückweg im Boot schon auf den folgenden Kaffee. Die Sonne reflektierte sich im Bildschirm des Echolots, im glasklaren Wasser unter mir zogen große Schwärme von Weißfischen und die Temperaturen fühlten sich schon fast nach Sommer an. Ich genoss die Zeit, das leckere Frühstück und die Aussichten auf die nächsten Tage. Noch während ich meinen Kaffe trank, meldete sich die vor 20 Minuten gelegte Rute. Sofort spürte ich mehr Druck in der Rute als bei allen anderen Fischen bisher in diesem Frühjahr. Ich stieg ins Boot und freute mich auf den Drill im blauen Wasser. Mir war egal was mich dort am anderen Ende erwarten würde - ich genoss den Augenblick. Nach einem langen Kampf und einem Hänger konnte ich einen der besseren Fische im See überlisten, der mich überglücklich machte. Wieder einmal merkte ich, was unser Hobby ausmacht. Es ist in meinem Fall nicht die Jagd nach einem bestimmten Fisch, sondern die sorgenlose Zeit in einer immer hektischer werdenden Welt.